Zu DDR-Zeiten beklagte sich das Publikum oft, man würde die Texte nicht verstehen. Wer möchte, kann sie jetzt hier nachlesen.
Lange haben wir uns Gedanken über die Auswahl der Lieder gemacht. Eine Idee war, aktuelle Stücke zu spielen, um die Entwicklung unserer Musik zu zeigen. Letztlich spielen wir nun aber doch fast alles Lieder die vor 1989 entstanden sind, oder zumindest ihre Wurzeln in dieser Zeit haben. Bis auf wenige Zeilen in HALT AN sind die Texte genau wie im Original. Die Musik ist zum großen Teil auch wie im Original, nur mit besseren Instrumenten. Den Klang dieser Zeit kann man nicht mehr Live rekonstruieren. Darüber bin ich froh, denn der „Sound“ war damals immer ein riesiger Kompromiss.
Wenn nichts dazwischen kommt, spielen wir alle in dieser Übersicht enthalten Lieder in dieser Reihenfolge, bis auf die letzten beiden. Dafür wird die Stunde vermutlich nicht reichen.
AUSSERORDENTLICHES MANIFEST DaDa3
Hier ankern wir in fetter Erde.
Hier sind wir im Recht, zu verkünden,
denn wir haben den Schauder
und das Erwachen erfahren.
Von Energie trunkene Gespenster
stoßen wir den Dreizack in das schlaffe Fleisch.
Wir sind das Geglitzer der Verfluchungen
im tropischen Überfluss
schwindelerregender Vegetationen,
unser Schweiß Gummi und Regen,
unser Durst Blut und Brand,
Unser Blut die Kraft…
Text: Andre Breton, 1919
von BROT & SPIELE, 1987
HALT AN
Laß dich kommen, laß dich gehen.
Der Zufall spielt Schicksal.
Nichts ist wichtig, wichtig ist alles.
Was ist wichtig?
Suche das Ende des ewigen Hin,
mach ein Ende dem ewigen Her.
Symbole sind Rätsel, Lösungen – Fragen.
Alles verschwimmt!
Halt an
Sag schnell, was ich hören will.
Zeige mir, daß ich noch lebe.
Ich stehe hier!
Halt an
Halt die Zeit an, ohne Aufbruch kein Abschied.
Alles was wahr ist bestimmen wir!
Keine vorsicht oder zurück, nur dieser Augenblick……jetzt
Halt an
von HALT AN, 1988
UNBEKANNTER FALL
Fühlst du dich verfolgt, gibt es Probleme?
Nur keine Angst, ich bin da!
Du bist nicht allein, auch wenn du niemand siehst
spürst du im Genick meine Nähe.
Verlier nicht den Kopf, auch wenn es an den Hals geht.
Dein Fall ist interessant, ich lass ihn nicht fallen.
Im Geist hab ich dich
schon oft berührt.
Verzeih mir, das gehört nicht zum Dienst!
Es ist still, im Kopf ein Dröhnen.
Nur keine Angst, ich bin immer für dich da.
Du hörst meinen Schritt, dicht hinter dir,
spürst im Genick meine Nähe.
Verlier nicht den Kopf, auch wenn es an den Hals geht.
Ich beobachte dich, und deine Spur.
Ich will dich noch immer berühren.
Verzeih mir, das gehört nicht zum Dienst!
Durch deine Angst, hältst du den Gang der Dinge nicht auf.
Du machst es mir schwerer, dein Schrei ist nicht laut, aber er stört!
Mach dir nicht vor, ich gebe nach.
WIR GEBEN NICHT NACH
von HALT AN, 1988
DIE SCHLANGE
Friß den Sand, lecke die Füße
Sei die Schlange, häute dich
Stell dich quer, leg dich krumm
Sei die Schlange, häute dich
Häute dich und morgen?
Heute dich und morgen!
Unterm linken Fuß, die Nägel
Sei die Schlange, häute dich
Unterm rechten Fuß, die Nägel
Sei die Schlange, häute dich
Häute dich und morgen?
Heute dich und morgen!
Stehe schief, bleib gerade
Bleib gerade, stehe schief
Sei die Schlange, häute dich
immer wieder, häute dich
HEUTE
Häute dich und morgen?
Heute dich und morgen!
Fahr aus der Haut, wirf sie weg
Sei die Schlange, häute dich
Mach dich breit, stell dich quer
Sei die Schlange, häute dich
Häute dich und morgen?
Heute dich und morgen!
Sei die Schlange, häute dich
immer wieder, häute dich
HEUTE
Text: Christoph Wielepp
von HALT AN, 1988
CHAOS
wir grüßen das chaos
im voraus fliehen
nehmen wir alles
mit was sich zeigt
das leben ist kurz
wir werden nicht warten
wir stoßen von bord
was uns beschwert
das bein in der falle
wird abgebissen
dann geht es unendlich
weiter voran
wir spucken den jägern
in ihre schlingen
und freunden uns
mit den wilden an
uns bindet keine moral
gewohnheit hält uns nicht auf
wir nehmen uns jedes recht
in nacktheit und urgewalt
vorbei die zeit der schwüre
keine fahne kein gebet
nur die kraft der natur
soll über uns wehen
die brennend heiße wüste
überfliegen wir im sturm
rot glühen unsere augen
wir bleiben niemals stehen
alle modernen viren
werden wir überleben
uns steckt keine
zivilisation mehr an
wir sind was wir sind
wir sind was wir wollen
wir wollen was wir tun
wir tun was wir wollen
wir umgehen keinen morast
durchschauen jeden sumpf
der nächste reißende strom
befreit vom klebrigen dreck
betonierte straßen
wie platte schlangen
pflügen unsere füße
mit einem tritt um
wir sind kein bund
es gilt kein gesetz
das einzige ziel
heißt: sei was du willst
uns stoppt keine falschheit
und keine dummheit
wir sind der urschrei
der geht uns voran
wir sind was wir sind
wir sind was wir wollen
wir wollen was wir tun
wir tun was wir wollen
von WIR SIND BEGEISTERT, 1989
Musik: neue Version 2018
BEWEGUNG
Alles ist in Bewegung,
nichts steht fest.
Nur der Gedanke ist die Wirklichkeit.
Ein neuer entsteht und ist die Wahrheit.
Er lebt – wie das Wort und wird die Tat.
Nicht mehr nur Energie sondern Körper.
Leben, atmen – warmes Herz,
zwischen uns steht er.
Nicht mehr zu verändern,
ob schlecht oder gut.
Lieber ein neuer Versuch.
Alles beginnt dort wo es endet!
von HALT AN, 1988
TRAUERFEIER
Verträumte Glocken, klingen im Dunst.
Wer das Gras wachsen hört, wird taub von ihrem Ton.
Es stinkt am Himmel,
bittere Gedanken im Mund,
graues Gewimmel,
ätzende Laugen – lachen,
unterm Hochspannungsmast.
Vertraute Stimmung, vertreibt
mit ihrer Ruhe jede Angst.
Vertreib mir die Angst
Wir spielen verrückt,
das Spiel der Träume.
Legen die Hand ins Feuer
und vergessen
sie herauszuziehen.
Wir geben alles, was wir nicht brauchen
auf – und ab und zu,
schöne Reden und Liebesschwüre
zur Blumenschau auf der kalten Leiche.
Wer bezahlt den Grabstein?
Vertreib mir die Angst
von HALT AN, 1988
GEH DURCH WASSER
Geh durch das Wasser, geh los!
Geh durch Wasser und werde erlöst!
Ich will nicht schuldig werden,
du wirst verstehen warum,
der Weg mit Zukunft ist die Flucht und
Ich bin nicht bereit für den Tod
Geh durch das Wasser, geh los!
Geh durch Wasser und werde erlöst!
Ich kann nie mehr zurück gehen,
und sage dir auch warum,
die Heimat hat kein Zuhause mehr und
Ich bin nicht bereit für den Tod
Geh durch das Wasser, geh los!
Geh durch Wasser und werde erlöst!
Komposition: Traditionell
von NEU ROT, 1992
neue Version 2018
LEBEN IN DER GEGENWART
Gedächtnisschwund bei klarem Verstand, in der Arena.
Kranker Geist in gesunden Körpern, im Ring.
Kalte Berechnung bei großen Gefühlen der Wahrheit.
Kurze Haare und kleine Schritte im Kreis.
Es ist der Gaumenkitzel, der mich zum Erbrechen zwingt.
Mein Herz ist ein Klumpen Fleisch, aber der gehört mir!
Es wird nichts vergeben, wir wissen genau was wir tun.
Es wird nichts vergessen, nur kein Wort darüber verloren.
Das Wasser steht uns bis zum Hals, wir werden nicht verdursten.
Solang die Augen trocken sind, ist nichts geschehen.
Es ist der Gaumenkitzel, der mich zum Erbrechen zwingt.
Mein Herz ist ein Klumpen Fleisch, aber der gehört mir!
von BROT & SPIELE und HALT AN, 1988
789 – 0
Das Telefon ist teuer,
Gespräche recht und billig.
Nimm den Hörer auf die Gabel
und reite auf dem Messer.
Die Nummer ist gut, die Verbindung reicht weit.
Lass sie spielen, bohr den Finger in die richtigen Löcher.
Die Scheibe dreht sich, oder wir um sie.
Alles dreht sich, ohne Mittelpunkt.
Dein Mund spricht schnell, berührt sanft das fremde Ohr.
Der Apparat schreit, es klingelt in der Hörmuschel.
Das Kabel ist dünn, es lässt sich lang ziehen, der Bogen schon überspannt!
Jetzt wird der Vogel abgeschossen.
Die Scheibe dreht sich, oder wir um sie.
Alles dreht sich, ohne Mittelpunkt.
von HALT AN, 1988
BROT & SPIELE
Brot und Spiele für das Volk
Krieg und Ziele für das Volk
Einzige Garantie für Sicherheit
Jede Zukunft steht bereit
Harte Arbeit für gesteigerten Konsum
Jede Zukunft steht bereit
Großes Spiel das muß sein
Ist willkommen und gerecht
Gefahren bringt nur die Macht
Seid zufrieden und satt
von BROT & SPIELE, 1988
KLON
Wär ich du, wärst du ich.
Alles so einfach, alles so schwer.
Du wirst ich, und nicht gefragt.
Über leben als Kopie.
Evolution ist tot.
unveröffentlicht, 2018
WAS ICH KANN
Ich kann dich vergessen oder hassen
Ich kann dich verlassen oder verlieren
aber nicht ertragen oder riechen.
Ich könnte mich für dich opfern
oder durch´s Feuer gehen.
Aber wer will das glauben?
Wer glaubt an Liebe?
von BROT & SPIELE und HALT AN, 1988
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